Kerndaten:
Titel des Objekts: Spiegelslustturm
Adresse: Hermann-Bauer-Weg
Datierung: 1871-76, 1876-90
Bauherr: erst Carl Schäfer,
danach Manfred Wentzel
|
Der
Kaiser-Wilhelm-Turm, im Volksmund als „Spiegelslustturm“ bezeichnet, ist ein
beliebtes Ausflugsziel. Der Obergerichtskanzleibeamte Christian Köhler
entdeckte diesen Ort im Wald der Lahnberge, von dem man eine beeindruckende
Sicht über Marburg hat. Dieser Ort wurde bald als romantisches Ausflugsziel
unter dem Namen „Köhlersruhe“ bekannt. Nach Köhlers Tod 1821 errichtete der
damalige Student Werner Freiherr von Spiegel zum
Desenberg den Ausflugsort mit einigen Ausbauten, darunter einen
Musikpavillon, 1828 neu her. Die Gesamtanlage wurde bald darauf mit
„Spiegelslust“ betitelt.
Im Jahr
1871, nach der Gründung des deutschen Reiches, kam es zu vielen Errichtungen
von Ehrendenkmälern für Kaiser Wilhelm I. - so auch in Marburg. Geplant war
ursprünglich eine Kombination aus Aussichts- und Siegesturm mit angeschlossenem
Wirtschaftsgebäude etwa 250 m nördlich des Pavillons. Der Baubeauftragte war
der Universitätsarchitekt Carl Schäfer.
1876
wurde der bis dahin 29 m hohe Turm während eines heftigen Sturms zerstört.
Marburgs Bürger forderten infolgedessen einen Wiederaufbau, jedoch durch einen
neuen Architekten, woraufhin Manfred Wentzel den Auftrag erhielt. Am 02.
September 1890, dem 20. Jahrestag der Schlacht von Sedan, fand die Baueröffnung
statt. Bei der jährlichen Sedansfeier wurde der Sieg über die Franzosen im
deutsch-französischen Krieg gefeiert und an die Gründung des deutschen Reiches
1870/71 erinnert. Mit
seinen massiven Strebepfeilern, den mit Schießscharten
vergleichbaren Fenstern, der mit Zinnen bekrönten Aussichtsplattform und
der hervorstehenden Turmstube entspricht der 36 m hohe Sandsteinturm dem
romantischen Bild eines mittelalterlichen Wehrturms.
Um
die einmalige Aussicht über Marburg genießen zu können, muss der Besucher erst
die 167 Stufen bis zur Aussichtsplattform bewältigen. Der Turm lässt sich von
der östlichen Rückseite besteigen. Auf der Höhe von 6 m befindet sich ein
verzierter Balkon, den der Besucher über zwei Freitreppen erreichen kann. Seit
dem 01. Januar 2007 schmückt das sichtbare Lichtkunstwerk
„Siebensiebenzwölfnullsieben“ die Fassade des Turms. Die herzförmige
Lichtinstallation der Marburger Künstlerin Helmi Ohlhagen wurde zum Anlass des
800. Geburtstages der heiligen Elisabeth (Elisabethjahr) an dem
„Spiegelslustturm“ angebracht. Die Ziffern stehen für den (angenommenen)
Geburtstag der heiligen Elisabeth am 07.
Juli 1207. Durch
das Anrufen dieser Nummer wird das Herz zum Leuchten gebracht und die damit
eingenommenen Gelder werden gemeinnützigen Zwecken gespendet.
Unter
Marburger Studenten diverser Fakultäten existiert der Aberglaube, dass ein
Student, der den Turm vor Beendigung seines Studiums besteigt, seine Prüfungen
niemals bestehen wird.
Raphaela Kellner