16 Landgrafenschloss


Kerndaten:
Titel des Objekts: Das Landgrafenschloss Marburg
Adresse:  Oberstadt Schlossberg
Datierung : 11. - 19. Jahrhundert
Architekt : unbekannt

Wenn Du einer der Marburger bist, welcher sich das Landgrafenschloss immer nur von seiner bekannten Südseite aus der Ferne angesehen hat, wird es höchste Zeit für Dich, das Schloss zu besichtigen. Je nachdem ob Du zu Fuß hochgestiegen oder mit der Buslinie 10 gefahren bist, stehst Du nun vor einer der bemerkenswertesten Sehenswürdigkeiten der Stadt Marburg. Zu Anfang möchten wir Dir eine kleine geschichtliche Einführung zum Landgrafenschloss geben. Die Ursprünge des Landgrafenschlosses lassen sich vermutlich bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgen. 

Anfangs befand sich auf dieser Bergfläche eine Burg, die im Laufe der Jahrhunderte zum Schloss ausgebaut worden ist. Im 12. Jahrhundert wurde die Burg an das Adelsgeschlecht der Gisonen übergeben. Mit deren  Aussterben fiel ihr Erbe an die Landgrafen von Thüringen. Der erste hessische Landgraf Heinrich I., welcher der Enkel der hl. Elisabeth war, errichtete dann  im 13. Jahrhundert seine Residenz auf dem Schlossberg Marburg. Den heutigen Zustand erlangte das Schloss letztendlich durch die ständigen Änderungen  und Erweiterungen wie den Ausbau der Festung im 17. und 18. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert wurde das Schloss als Gefängnis und Staatsarchiv genutzt. In dieser  Zeit fanden etliche  Änderungen des Daches statt.  Das Schloss ist heute im Gebrauch der Universität und wird zum Teil auch museal genutzt. Um dir einen besseren Überblick über die  Schlossanlage zu verschaffen,  wollen wir Dir einen kurzen Außenrundgang geben.
Der Grundriss des Kernschlosses gleicht einer U-Form, an dessen Öffnung ein weiterer Gebäudekomplex angebaut wurde.  Der Schlosskern besteht nunmehr aus drei Seitentrakten. Im nördlichen Trakt befindet sich der Fürstensaal, im westlichen der Frauenbau und im südlichen Trakt liegt die gotische Schlosskapelle sowie die Rentkammer. Durch einen Verbindungsbau, den Galeriegang, erreicht man den Wilhelmsbau. 
Der Fürstensaal, einer der beeindruckendsten Räume des Schlosses, befindet sich im ersten Obergeschoss des nördlichen Flügels. Dieser Saal gehört zu einem der größten profanen Sälen Deutschlands und wurde im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts errichtet. Er ist zweischiffig gegliedert und erstreckt sich über die Maße von 33x14 m. Die Wandhöhe beträgt 4 m.  Aufgrund dieser Ausmaße eignete sich der Saal besonders für offizielle Veranstaltungen  wie zum Beispiel Eidesleistungen oder Huldigungen. Bemerkenswert ist die Deckenkonstruktion des Raumes. Hierbei handelt es sich um ein Kreuzrippengewölbe, das von vier Pfeilern getragen wird. Nicht nur das Gewölbe, sondern auch die großen gotischen Fenster lassen den Raum monumental wirken und dienen somit der Repräsentation.
Wenn Du durch das große Holzportal des Fürstensaals gehst, gelangst Du in den westlichen Flügel: den Frauenbau. Dieser Flügel diente als Wohnbereich der Landgräfin Anna, die mit Heinrich III. verheiratet war. 
Heute ist es aufgrund der Glasbodenplatten und einer kleinen Glaspyramide möglich, auf einige freigelegte Mauerteile der ehemaligen Burganlage zu blicken. Ebenfalls im Frauenbau befindet sich das Ölgemälde „Marburger Religionsgespräch“ des Malers Christian Carl August Noack aus dem Jahr 1867. Es zeigt das berühmte Zusammentreffen der zerstrittenen  Reformatoren Luther und Zwingli. Im Jahr 1529 lud der Landgraf  Philipp der Großmütige die Reformatoren Martin Luther und Ulrich Zwingli in das Landgrafenschloss  mit dem Ziel, eine Einigung der beiden entzweiten Reformatoren herbeizuführen, ein.
Über eine schmale Holztreppe gelangst Du in die Schlosskapelle, die der heiligen Katharina geweiht wurde. Wie schon im Fürstensaal, finden wir auch in der gotischen Kapelle ein Kreuzrippengewölbe, dessen Rippen sich über goldfarbene Kapitelle, Dienste und Sockel in der Wandgliederung fortsetzten. Nördlich und südlich des mittleren Gewölbejochs befinden sich trapezförmige Nischen, wobei in der nördlichen Wandbilder von Heiligen zu sehen sind. Der Altarraum im Osten, in dem der einfach gestaltete Altar aus grauem Stein steht, und der Eingangsbereich im Westen sind polygonal geschlossen. Die Schlosskapelle besitzt einen einheitlichen und originalgetreuen Charakter, der vor allem durch die nach Befunden rekonstruierte Wandfarbe, die in Rot- und Rosé gehalten wurde, und den erhaltenen Fußboden erzeugt wird. Ein weiterer Blickfang ist das große Bildnis des heiligen Christophorus, welches sich im Westen zwischen den beiden Zugängen der Kapelle befindet.
Von der Schlosskapelle aus über den Galeriegang gelangst Du in den Wilhelmsbau. Seine Grundsteinlegung erfolgte im Jahr 1493. Dieser Gebäudekomplex, in dem sich heute das Universitätsmuseum  der Kulturgeschichte befindet, ist in 3 Geschosse unterteilt. 
Zuletzt kannst Du im Schlosspark Bistro,  bei einem herrlichen Ausblick über die Stadt einen Kaffee - oder gar ein Stück hausgemachten Kuchen - genießen. 

Theresia Pastor Crespo und Isabel Vollmert


1) Finde den Hexenturm. Wie wurde er genutzt?
2) Begib dich in den Schlosspark. Hier hängen in den Bäumen große Plakate der Grimm'schen  Märchen. Finde „Dornröschen“, „Aschenputtel“ und „Das tapfere Schneiderlein“!


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